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Universitätsklinikum Essen
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HPSTD-Ambulanz von früher bis heute

Geschichte der Versorgung von Geschlechtskrankheiten am Universitätsklinikum Essen

1909 wurden die städtischen Krankenanstalten Essen gegründet, aus denen das Universitätsklinikum Essen hervorging. Aufgrund der dramatischen Zunahme von Geschlechtskrankheiten Anfang des 20. Jahrhunderts im Ruhrgebiet wurde von der Essener Klinik für Dermatologie und Venerologie (Kunde der Geschlechtskrankheiten) für die stationäre Unterbringung und Versorgung der wachsenden Patientenzahl eine Barackenstadt mit 500 Plätzen eingerichtet und seit 1919 städtische Beratungsstellen für Geschlechtskranke in Essen und Oberhausen unterhalten. Erst mit der Einführung der Penicillin-Therapie stand eine effektive Behandlung der bis dahin weit verbreiteten Syphilis zur Verfügung. Seit den frühen 80er Jahren des letzten Jahrhunderts traten immer mehr Fälle der tödlichen erworbenen Immunschwäche-Erkrankung AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) auf, die durch den überwiegend sexuell übertragenen HIV (Human Immunodeficiency Virus) verursacht wird.

Als eines der ersten Zentren in Deutschland werden bereits seit 1985 im Universitätsklinikum Essen HIV-Infizierte und AIDS-Kranke betreut. Seit November 2003 erfolgt eine interdisziplinäre ambulante Versorgung von HIV/AIDS-Patienten in der HPSTD-Ambulanz unter der Leitung von Herrn Dr. Stefan Esser. Seit Juli 2009 befindet sich die HPSTD-Ambulanz im modernen Neubau der Klinik für Dermatologie und Venerologie. Die HPSTD-Ambulanz hat sich in der Zwischenzeit zum größten ambulanten universitären klinischen Versorgungszentrum für HIV/AIDS-Patienten im gesamten Ruhrgebiet und für Geschlechtskrankheiten in Deutschland entwickelt.

Krankenversorgung

HIV/AIDS-Patienten wird durch das interinstitutionelle, interdisziplinäre Betreuungskonzept der HPSTD-Ambulanz eine Art „Rundum-sorglos“-Paket geboten, welches den Betroffenen an einem Ort medizinische Leistungen verschiedener Fachdisziplinen, klinische Forschung und psychosoziale Begleitung anbietet. Kernkompetenzen der HPSTD-Ambulanz sind die Verlaufskontrolle der HIV-Infektion und deren gezielte Behandlung durch eine antiretrovirale Therapie, die Diagnostik und Therapie HIV-assoziierter bzw. AIDS-definierender Erkrankungen sowie die Behandlung von Geschlechtskrankheiten und anderen Koinfektionen wie Hepatitis C. Durch die effektive antiretrovirale Therapie haben AIDS-Erkrankungen und HIV-bedingten Todesfälle deutlich abgenommen. Zunehmend stehen Koinfektionen, die Neben- und Wechselwirkungen der verschiedenen Arzneimittel sowie aufgrund der steigenden Lebenserwartung von HIV-Infizierten die allgemeinmedizinische Betreuung im Vordergrund. Auch Prävention gehört zu den Aufgaben der HPSTD-Ambulanz einschließlich der Durchführung von Postexpositionsprophylaxen und Impfprogrammen (Hepatitis B, HPV).

In der HIV/AIDS/STD-Ambulanz steigen die Patientenzahlen stetig. Das Universitätsklinikum Essen bietet damit eine ambulante und stationäre Vollversorgung von HIV- und AIDS-Patienten. Für eine enge Zusammenarbeit der beteiligten Kliniken sorgen die regelmäßige Teilnahme von Ärzten der HPSTD-Ambulanz an den stationären Visiten, der Stationsärzte an den HPSTD-Ambulanzbesprechungen und die Konsiliardienste. Ärztinnen und Ärzte mit mehrjähriger praktischer klinischer Erfahrung in der Betreuung von HIV- und AIDS-Patienten gewährleisten eine hohe Versorgungsqualität. Als Vorstandsmitglied der deutschen AIDS-Gesellschaft ist Herr Dr. Esser an der Entwicklung von Leitlinien beteiligt.

Die personelle Konstanz ermöglicht im Rahmen der chronischen HIV-Erkrankung den Aufbau einer tragfähigen Arzt-Patient-Beziehung. Zudem bieten wir Expertenbetreuung für HIV/Hepatitis-Koinfizierte, HIV-positive Schwangere sowie Patienten mit Geschlechtskrankheiten und proktologischen Erkrankungen.

Regelmäßige Treffen in einer HIV-Expertenrunde zur interdisziplinären Diskussion von Problemfällen dienen der Qualitätssicherung und Entwicklung innovativer Strategien. Nach ausführlichen Beratungen in den wöchentlich stattfindenden Fallkonferenzen werden versagende antiretrovirale Therapien gezielt umgestellt.

Klinische Forschung

Seit 1989 nimmt die HIV/AIDS/STD-Ambulanz als aktives Zentrum in unterschiedlichen Funktionen (Leiter der Essener HIV/AIDS/STD-Ambulanz Herr Dr. Esser = LKP für Deutschland oder eigene Projekte; *Kooperation mit Düssseldorf) an Präventionsstudien (Indikator Disease Studie Eurosida, HPV-Vakkzinierungstudie für MSM), Kohortenstudien (Kompetenznetz HIV/AIDS, AIDS-Fallregister und ClinSurv Robert-Koch-Institut, Arevir, Resina*, SnoB*, Euresist, HIV-HEART), Studien zu neuen Diagnostikstandards (PREDICT, ABC-HSR ELISpot*, genotypischer Tropismustest) und prospektiven klinischen Studien zur Entwicklung neuer Strategien (SILCAAT, SMART, START, Protect) und neuer Substanzen (Phase IIa – IV Studien) teil. Es besteht damit eine langjährige Erfahrung bei nationalen und internationalen Projekten.

Alle beschriebenen Aktivitäten führen zur Mitentwicklung und raschen Umsetzung von Änderungen und Neuerungen im HIV-Bereich sowohl bei der Diagnostik (z. B. High-resolution-anoscopy als auch bei der Therapie (z. B. neue Substanzen, eigene Strategien) und Präsentationen auf Kongressen und Publikationen. In Entwicklung befindliche aussichtsreiche antiretrovirale Substanzen und Klassen, die die Phase II a erreicht haben, stehen für geeignete Patienten in der Essener HPSTD-Ambulanz im Rahmen von Studien zur Verfügung.

Die Essener BMWF-geförderte HIV-HEART Studie untersucht die Folgen für das cardiovaskuläre System der dauerhaften Inflammation durch die chronische HIV-Infektion und durch chronische Koinfektionen ebenso wie den Einfluß der antiretroviralen Therapie und klassischer Risikofaktoren. Diese longitudinale Studie ist die größte prospektive klinische Untersuchung zu cardiovaskulären Erkrankungen von HIV/AIDS-Patienten in einer Region weltweit. Die NIXDORF RECALL Studie untersucht in ähnlicher Weise HIV-negative Probanten aus der gleichen Region. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der beiden Studien erlauben Vergleiche zwischen HIV-negativen und HIV-infizierten Patienten.